Zweites Flurnamenseminar in Rügheim am 4. April 2009

Bild: Die Teilnehmer am 2. Flurnamenseminar des Historischen Vereins Landkreis Haßberge e. V. in Rügheim (v. l. n. r.): Horst Ruhnau (Pfarrweisach), Rudi Bätz (Königsberg), Raimund Vogt (Wonfurt), Ernst-Paul Wagner (Bamberg), Klaus Dindorf (Obertheres), Maria Ruhnau (Pfarrweisach), Willi Lediger (Eltmann), Klaus Kunkel (Haßfurt), Mechtilde Zettelmeier (Breitbrunn), Cordula Kappner (Zeil), Elisabeth Ambros (Knetzgau), Eberhard Ponader (Ebern), Kilian Zettelmeier (Breitbrunn), Edgar Maier (Untermerzbach), Johannes Volk (Aidhausen), Christine Fuhl (Aidhausen), Manfred Schneider (Eltmann), Ludwig Willner (Happertshausen), Wolfgang Borst (Erster Bürgermeister Hofheim), Max Breitwieser (Hofheim) und Dr. Walter Keller (Landrat a. D. Königsberg) auf den Stufen des Schüttbaus in Rügheim.

Der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, in seinem Projekt „Flurnamen des Landkreises Haßberge“ systematisch alle Flurnamen des Landkreises zu erfassen. Denn die Flurnamen leisten einen großen Beitrag zur Besiedelungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und geben Informationen über die Bodennutzung und eine veränderte Raumnutzung im Verlauf von Jahrhunderten. Im Zuge der Digitalisierung der Karten und im Zeitalter satellitengestützter Orientierung im Gelände, drohen viele dieser Flurnamen in Vergessenheit zu geraten.

Am 4. April 2009 veranstaltete der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. im Schüttbau in Rügheim bereits sein zweites Seminar zum Projekt „Flurnamen des Landkreises Haßberge“ in Kooperation mit dem Bezirk Unterfranken. Der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. kann inzwischen auf 30 Mitarbeiter in 22 von insgesamt 26 Gemeinden des Landkreises Haßberge zurückgreifen.

Bürgermeister Wolfgang Borst begrüßte die Teilnehmer und nahm sich die Zeit, auch einige interessante Vorträge anzuhören. So berichtete Edgar Meier über bundeseinheitliche Identifikationsnummern für Flurnamen und Klaus Kunkel brachte Vorschläge für eine anschauliche Darstellung des Kartenmaterials.

Über einen interessanten Aspekt der Flurnamenforschung berichtete Cordula Kappner. Sie zeigte Bilder des so genannten „Mazzenwegs“ zwischen Kleinsteinach und Lendershausen. Die „Mazze“ ist ein Brot aus ungesäuertem Teig für das Pessachfest (Fest des ungesäuerten Brotes), ein jüdisches Fest zum Gedenken an den Auszug aus Ägypten, gefeiert am Sabbat nach dem Frühlingsvollmond. Die Mazzenbäckerei Gutmann in der heutigen „Matzengasse“ in Kleinsteinach war zu klein, um alle jüdischen Gemeinden an den Feiertagen mit Mazzen zu versorgen. Daher musste die Mazzenbäckerei Neuberger in Burgpreppach aushelfen. Am Ende der heutigen „Matzengasse“ in Kleinsteinach begann daher der so genannte „Mazzenweg“ über die Flur, der über Lendershausen bis nach Burgpreppach führte, um dort bei der Mazzenbäckerei Neuberger weiteres ungesäuertes Brot zur Versorgung der jüdischen Gemeinden abzuholen. Getragen wurden die Mazzen in einem Huckelkorb, in dem sie sorgfältig aufgeschichtet waren. Und der Weg, auf dem diese Mazzen getragen wurden, hat sich in der Überlieferung als „Mazzenweg“ erhalten. Ein schönes Beispiel dafür, wie die Flurnamenforschung geschichtliche Hintergründe aufdecken kann.

Zwei Mitarbeiter des Flurnamenprojekts haben inzwischen die Erfassung der Flurnamen zweier der 26 Gemeinden abgeschlossen: Im September 2008 hatte Klaus Dindorf die Erfassung aller Flurnamen der Gemeinde Theres fertig gestellt und sein Ergebnis dem Historischen Verein übergeben. Zu dieser Gemeinde gehören die fünf Ortschaften Buch, Horhausen, Obertheres, Untertheres und Wagenhausen. Im Dezember 2008 übersandte Max Breitwieser seine Tabelle mit den Flurnamen der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim. Die Verwaltungsgemeinschaft Hofheim umfasst die 10 Gemeindeteile Hofheim, Eichelsdorf, Erlsdorf, Goßmannsdorf, Lendershausen, Manau, Ostheim, Reckertshausen, Rügheim und Sulzbach.

Auch einzelne Ortschaften, wie Nassach (durch Ernst-Paul Wagner), Königsberg (durch Rudi Bätz) und Aidhausen (durch Christine Fuhl und Renate Hofmann) sind inzwischen vollständig erfasst.

Noch werden Mitarbeiter für die Gemeinden Kirchlauter, Oberaurach, Rentweinsdorf und Sand, sowie für die Gemeindeteile Friesenhausen und Rottenstein gesucht. Der Historische Verein würde sich über Interessenten freuen, die diese Gemeinden bearbeiten würden. Auch die bereits tätigen Mitarbeiter würden sich über eine Unterstützung seitens orts- und PC-kundiger Interessenten freuen.