Historische Streiflichter

Hexen, Ritter und Gelehrte:

Streiflichter der Geschichte des heutigen Landkreises Haßberge

Das Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge gehört, wie ganz Franken, erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts zu Bayern. Vorher gehörte es überwiegend zum Hochstift Würzburg, und in Teilen auch zum Hochstift Bamberg und den sächsischen Herzogtümern und war darüber hinaus aufgrund der vielen niederadeligen Familien und deren reichsunmittelbare Gebiete durch eine herrschaftsmäßige Aufsplitterung geprägt.

Zeittafel für den Landkreis Haßberge:

Mittelsteinzeit (8.000–5.500 v. Chr.):
Lagerplätze (Freilandstationen) der Mittelsteinzeit im heutigen Landkreisgebiet, z. B. an der Kleinen Hohen Wann über dem Maintal.

Jungsteinzeit (5.500–2.000 v. Chr.):
Erste Siedlungen im Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge, z. B. bei Aidhausen, Happertshausen, Haßfurt, Hofheim, Holzhausen, Römershofen, Rügheim, Unfinden, Wonfurt.

Bronzezeit (2000–750 v. Chr.):
Höhensiedlungen auf dem Großen Knetzberg im Süden und der Schwedenschanze im Norden des heutigen Landkreises Haßberge.

6. Jhdt.:
Im 6. Jahrhundert verlagerten die Franken die alte germanische Siedlung an der Furt in Haßfurt an den Platz südlich der heutigen Ritterkapelle.

741:
Gründung des Bistums Würzburg durch Bonifatius. Unter den Karolingern wurde das Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge Teil des Hochstifts Würzburg.

778:
Als erster Ort im Landkreis wird Stettfeld erstmals schriftlich erwähnt.

8.–11. Jhdt:
Das Kloster Fulda ist wichtiger Grundherr im Landkreis. Es hat Besitzungen in Knetzgau, Stettfeld, Ebelsbach, Hellingen und Obertheres.

906:
In der Babenberger Fehde (897–906) unterlagen die Babenberger (Bamberg) den Konradinern (Würzburg). Theres wurde Königsbesitz.

1007:
Mit der Gründung des Bistums Bamberg durch Kaiser Heinrich II. trat eine neue Macht im heutigen Landkreis Haßberge auf.

1010:
Heinrich II schenkte auf dem Hoftag zu Mainz das Königsgut Theres dem neu gegründeten Bistum Bamberg.

1041/46:
Gründung des Benediktinerklosters Theres durch das Bistum Bamberg. Das Kloster wurde 1803 säkularisiert.

13. und 14. Jhdt:
Wichtige Stadtgründungen im Landkreis: 1230 erste Erwähnung Haßfurts, 1335 Stadterhebung Eberns und Eltmanns.

1237:
Gründung eines Zisterzienserinnenklosters in Kreuztal. 1243 wurde es nach Mariaburghausen verlegt, 1582 säkularisiert.

12.–14-Jhdt.:
Viele Burgen im Gebiet des Landkreises wurden von den Fürstbischöfen von Würzburg geschliffen, um den Ostrand ihres Bistums gegen ritterschaftlichen Einfluss zu sichern. Es traf 1168 die Bramburg, 1231 Burg Raueneck, 1254 Burg Altenstein und 1323 Burg Rotenhan.

1363:
Gründung des Augustinerklosters Königsberg. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert gingen von hier erste reformatorische Bewegungen aus, worauf es 1526 säkularisiert wurde.

1397–1400:
Städtebund und Elf-Städte-Krieg: Elf würzburgische Städte, darunter Haßfurt und Ebern aus dem Gebiet des heutigen Landkreises, schlossen sich zusammen und forderten die Reichsfreiheit. Das führte zum Konflikt mit dem Würzburger Fürstbischof als Landesherr. Im Jahr 1400 unterlag der Elf-Städte-Bund in der Schlacht von Bergtheim dem Landesherrn. Im Laufe der Auseinandersetzungen wurde Eltmann von Haßfurter Bürgern niedergebrannt, Haßfurt war im Sommer 1399 vom Heer des Würzburger Bischofs sieben Wochen erfolglos belagert worden.

1400:
Der Bischof von Würzburg verkaufte Stadt und Amt Königsberg an die Markgrafen zu Thüringen und Meißen. Königsberg wurde dadurch sächsische Enklave auf bischöflich würzburgischem Gebiet. Aus dieser sächsischen Enklave wurden im 16. Jahrhundert Impulse der Reformation in den Landkreis getragen.

1420–1436:
Die Hussiten, Anhänger des Jan Hus aus Böhmen, bedrohen das Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge.

1525:
Bauernkrieg: Die Bauern des Bildhäuser Haufens zerstörten im Gebiet des heutigen Landkreises viele Burgen und Schlösser. Nach der Niederschlagung wurden beteiligte Bauern exekutiert oder verjagt.

1526–1528:
Als Folge des Bauernkriegs trat die Wiedertäuferbewegung im Landkreis auf. Besonders die sächsische Enklave Königsberg wurde zum Zentrum der Bewegung. Etwa zur gleichen Zeit schloss sich Kursachsen mit dem Amt Königsberg der Reformation an.

Um 1550:
Teile der fränkischen Reichsritterschaft schlossen sich der Reformation an, z. B. die Truchsess von Wetzhausen und Bundorf. (Bild: WJ Grabmal des Dietz Truchsess von Wetzhausen Ritterkapelle Haßfurt.jpg)

1552–1554:
Markgraf Albrecht Alcibiades von Kulmbach-Bayreuth wollte ganz Franken beherrschen und die Hochstifte säkularisieren. Er zog brandschatzend durch das Bistum. Haßfurt kaufte sich einen Schutzbrief („Salva Gardia“, Stadtarchiv Haßfurt, HAS, Akten vor 1827, 65, s. Bild unten). Auf dem Schutzbrief mit dem brandenburgischen Wappen steht: von gottes gnaden albrecht der jünger, markgraf zu Brandenburg. Und: Salva guardia denen zu Haßfurt.

1559:
Viele Adelsfamilien erlangten die Reichsunmittelbarkeit, d. h. sie waren nur dem Kaiser untertan. So entstanden auf dem Gebiet des heutigen Landkreis Haßberge viele winzige Territorien, die erst mit dem alten Reich 1806 verschwanden.

Ende 16. Jhdt.:
Die Fränkische Reichsritterschaft schließt sich in sechs regionalen Kantonen zusammen. Die Adelsfamilien aus dem heutigen Landkreis gehören größtenteils zum Kanton Baunach, z. T. auch zum Kanton Steigerwald.

1585–1617:
Gegenreformation unter dem Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn. 1585 besuchte Julius Echter z. B. Haßfurt, um systematisch gegen den Protestantismus vorzugehen. Zu seinen Massnahmen gehörten u. a. Neubau und Renovierung von Kirchen, Pfarrhäusern und Schulen im Stil der sogenannten „Echtergotik“. Beispiele: Ritterkapelle, Stadtpfarrkirche, Schule und Pfarrhaus in Haßfurt. Sein Nachfolger, Gottfried von Aschhausen, wollte die Gegenreformation auch in den Ganerbendörfern des Landkreises durchführen, scheiterte aber 1620.

1616–1629:
Zwei Wellen von Hexenverfolgungen forderten in Zeil am Main insgesamt mehr als 250 Todesopfer. Der Stadtrat Johann Langhans hielt in einem Tagebuch den Ablauf der Hexenverfolgungen fest und wurde 1628 selbst ein Opfer des Hexenwahns.

1631–1634:
Schwedisch-weimarische Vorherrschaft im Landkreis während des Dreißigjährigen Krieges. 1631 wurde die Stadt Zeil geplündert und in Brand gesetzt, 1632 brannten schwedische Truppen die Mainbrücke in Haßfurt nieder. Im selben Jahr fällt fast ganz Königsberg den Flammen zum Opfer. Auch die Hälfte der Häuser Hofheims wurde zerstört. Das Dorf Schmachtenberg wurde stark zerstört und total entvölkert. Auch Ebern wurde besetzt und geplündert.

1683:
Eine fränkische Gipfelkonferenz in Haßfurt: Der fränkische Reichskreis und die Fürstbischöfe beschlossen, zur Unterstützung Kaiser Leopolds I. fränkische Truppen nach Wien zur Verteidigung gegen die Türken zu senden.

1756–1763:
Siebenjähriger Krieg

1792–1807:
Koalitionskriege, z. B. Krieg Frankreichs gegen Preußen und Russland (1806–1807)

1803–1814:
Im Zuge der napoleonischen Umwälzungen um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, die 1803 im „Reichsdeputationshauptschluss“ die Auflösung geistlicher Territorien zur Folge hatten, geriet das Gebiet des heutigen Landkreises Haßberge zunächst 1803 an Kurbayern, 1805 teilweise an das Großherzogtum Würzburg und nach dessen Auflösung 1814 endgültig zum Königreich Bayern.

1816–1817: Hungerjahre
Als Folge eines Vulkanausbruchs in Indonesien entwickelte sich knapp 50 Jahre nach der letzten Hungersnot (1770–1771) im Zeitraum von 1816 bis 1818 in Bayern nicht nur eine Wirtschaftskrise, sondern auch eine Staatskrise, die das junge, in seinem Gebietsstand noch ungefestigte Königreich erschütterte…
Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wie sich die Hungerjahre 1816-1817 im heutigen Landkreis Haßberge ausgewirkt haben, lesen Sie Heft 6 der Schriftenreihe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge (siehe Veröffentlichungen)

1870/71:
Deutsch-französischer Krieg: Truppeneinlagerungen in Prappach, das Wildbad in Haßfurt stellte den Kurbetrieb ein

1914–1918:
Der Erste Weltkrieg

1920:
Anschluss des sächsischen Amtes Königsberg an den Freistaat Bayern nach vorhergehender Volksabstimmung (Königsberg wird mit Coburg bayerisch).

1938:
In der Reichkristallnacht verwüsteten Nationalsozialisten Synagogen im Landkreis. Außerdem wurden jüdische Friedhöfe geschändet.

1939–1945:
Der Zweite Weltkrieg forderte bei der Bevölkerung des heutigen Landkreises Haßberge zivile Opfer. Bei einem Luftangriff starben 1944 in Stettfeld 12 Menschen, in Prappach kamen 1945 18 Menschen ums Leben. Das jüdische Leben im Landkreis erlosch durch die Deportationen der letzten noch verbliebenen Juden in die Vernichtungslager.

1945–1989:
Der Landkreis lag im so genannten Zonenrandgebiet der Bundesrepublik Deutschland und berührte mit einer Länge von etwa 10 km im Norden die innerdeutsche Landesgrenze zur damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

1972:
Der heutige Landkreis Haßberge entstand durch die Gebietsreform im Jahr 1972 aus dem ehemaligen Landkreis Haßfurt, den größten Teilen der ehemaligen Landkreise Hofheim und Ebern, sowie Teilen der ehemaligen Landkreise Bamberg (Ortsteil Koppenwind) und Gerolzhofen (Ortsteile Geusfeld und Wustviel).

Seit 1989:
Mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten fand der Landkreis Haßberge aus seiner Randlage zurück in die Mitte Deutschlands.