Bild: Am 19. August machte der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. Station in Fabrikschleichach im Steigerwald. Auf dem Bild sind die Teilnehmer vor dem kleinen Heimatmuseum zu sehen, das an die ehemalige glashütte erinnert, die Balthasar Neumann von 1737 bis 1747 gepachtet hatte.
Unter dem Motto „Sommerreisen zur Baukunst zwischen Steigerwald und Haßbergen“ lud der Historische Verein Landkreis Haßberge in der Ferienzeit 2010 alle Interessierten und Daheimgebliebenen ein, im Landkreis Haßberge Kleinode, Verstecktes und Verborgenes kennen zu lernen oder neu zu entdecken. Im Wochentakt wurden die einzelnen Ziele angesteuert.
Zum Auftakt wurde anlässlich der Architektouren 2010 ein zeitgenössiges, ein modernes und neues Wohnhaus in Haßfurt unter Führung des Architekten Renee Lorenz besichtigt. In der Woche darauf fand eine Führung in Junkersdorf statt. Unter Führung von Pfarrerin Frau Winterstein wurde die Freskenmalerei im Chor der kleinen Dorfkirche zu Junkersdorf bei Königsberg besichtigt. Anschliessend konnten bei einer Brotzeit im Gasthaus Schwarzer Adler im benachbarten Unfinden noch weitere Gedanken fliegen. Eine dritte Sommerreise führte nach Gereuth bei Untermerzbach zur Besichtigung von Schloss und Ökonomiegebäuden unter fachkundiger Führung. Im Anschluss bot sich ein Besuch des dazugehörigen Biergartens an.
Vorletzte Station der Sommerreisen war der Steigerwaldort Fabrikschleichach mit der ehemaligen Glasfabrik des Barockarchitekten Balthasar Neumann. Unter fachkundiger Führung von Herrn Henfling wurde der ehemals bedeutende Standort für die serielle Glasproduktion, Fabrikschleichach mit seiner Glashütte, vorgestellt. Balthasar Neumann hatte diese 1706 gegründete Glashütte, umringt von Wäldern mit dem nötigen Feuerholz, von 1737 bis 1747 gepachtet und seine eigene Fenster- und Spiegelglasfertigung aufgebaut. Als Auftraggeber (Architekt der Bauwerke), Unternehmer (Pächter der Glashütte) und Lieferant (der Glasscheiben) in einer personellen Konzentration, konnte Balthasar Neumann in der Glashütte von Fabrikschleichach als Bauverantwortlicher des Hochstifts Würzburg seine eigenen Bedürfnisse an Flachgläsern erfüllen und damit auch Gewinne erwirtschaften.
Bild: Vielleicht gerade wegen seiner Abgelegenheit und dem geringen Bekanntheitsgrad in weiten Teilen des Landkreises hatte sich in Leuzendorf eine stattliche Teilnehmerzahl eingefunden.
Die Sommerreise des Historischen Vereins endete mit der Besichtigung der Kirche im Örtchen Leuzendorf unter Führung von Manfred Böhnlein. Eine Einführung in die damit verbundene Ortsgeschichte ging voraus. In die Zeit unter Dietrich Karl Freiherr von Erthal fällt der Bau der kleinen Pfarrkirche St. Michael sowie des ehemaligen Kapuziner-Klösterchens, zwischen welchen beiden Bauwerken sich die Durchgangsstraße hindurchzwängt. Der von außen eher bescheidene, allerdings idyllisch am Dorfsee gelegene Kirchenbau besticht durch seine reichhaltige, kunstvolle und originelle Innenausstattung im Stil der Frührokoko. Allein 125 Putten umschweben die Bilder und Skulpturen aus der Heilsgeschichte, jedoch ohne den Raum überladen wirken zu lassen. Namhafte Künstler waren hier am Werk wie Johann Thomas Wagner und sein berühmter Sohn Johann Peter. Architekt des in den Jahren 1732 bis 1735 aufgeführten harmonischen Bauwerks dürfte aber doch nicht Balthasar Neumann gewesen sein, wie im Pfarrarchiv vermerkt, sondern einer seiner tüchtigen Schüler.