Bild: Das Bild zeigt Dr. Joachim Andraschke bei der Überreichung des Kulturpreises durch den 1. Vorsitzenden des Frankenbundes Dr. Paul Beinhofer (Foto: Wolfgang Jäger).
Bei der Verleihung des Kulturpreises des Frankenbundes 2019 in Marktbreit wies der Bundesvorsitzende Dr. Paul Beinhofer darauf hin, dass sich Dr. Joachim Andraschke vor allem in der Ortsnamenkunde einen Namen gemacht hat und er sehr rege tätig ist, um das Wissen um unsere Heimat auch unter die Menschen zu bringen. Denn es ist das Kernanliegen des Frankenbundes, dass das Wissen um die Heimatgeschichte nicht im stillen Kämmerlein der Forschung bleibt, sondern dass auch breite Bevölkerungsschichten dabei mitgenommen werden.
Die Laudatio hielt der Zweite Bürgermeister der Stadt Bamberg, Dr. Christian Lange. Er wies darauf hin, dass Joachim Andraschke sich bereits seit seiner Jugendzeit vielfältige Kenntnisse in der fränkischen Landeskunde, der früh-germanisch-deutschen Geschichte, der Namenskunde und Archäologie aneignete. Von daher sei es nur konsequent gewesen, dass er an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg bei Prof. Gerd Zimmermann Mittelalterliche Geschichte studierte. Zu seinen Studienfächern gehörten auch die neuere Geschichte und die älteren Sprachwissenschaften. Daneben besuchte Joachim Andraschke Seminare und Übungen in den Fächern Volkskunde, Geographie und Archäologie. Bereits während des Studiums war er für ein Flurnamenprojekt des Hauses der Bayerischen Geschichte tätig und transkribierte ein umfangreiches Lehenbuch von 1468. Damit eignete er sich Schlüsselqualifikationen an, ohne die archivalische Quellen nicht erschlossen und als Bausteine für Aussagen über die Vergangenheit verwendet werden können. Das Thema seiner Magisterarbeit war „Wüstungen in Oberfranken“ und begründete seinen Forschungsschwerpunkt, die fränkische Namenkunde (Onomastik), d. h. die Beschäftigung mit Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Eigennamen, Personennamen und Ortsnamen. Im Jahr 2015 wurde er für seine Dissertation über die germanisch-frühdeutschen Ortsnamen des Regnitz- und Obermaingebietes, von der elbgermanischen Landnahme bis zur Merowingerzeit bei Rolf Bergmann mit der Note Magna cum Laude in Bamberg promoviert. Diese Dissertation ist 2016 als Band 16 in der Schriftenreihe des Historischen Vereins LandkreisHaßberge veröffentlicht worden.
Inzwischen hat Dr. Joachim Andraschke ein beeindruckendes Werk vorgelegt, mit insgesamt 49 Publikationen, angefangen bei Aufsätzen, über Katalogbeiträge, bis hin zu selbständig erschienenen Schriften. Als Namenskundler betreibt er unter der Bezeichnung „Nomina Franconica“ das Institut für Ostfränkische Namensforschung und Genealogie. Andraschke versteht es, durch Vorträge und Exkursionen die fränkische Landeskunde zu verbreiten und „begeistert Fränkinnen und Franken“ immer wieder aufs Neue für ihre eigene Geschichte und Vergangenheit“.
Der Songtext von Heinz Rudolf Kunze „Eigene Wege sind schwer zu beschreiten, sie entstehen ja erst beim Gehen“ trifft auf Dr. Joachim Andraschke besonders zu. Nicht immer waren und sind seine Ansätze im Einklang mit den auf diesem Gebiet in der Namensforschung etablierten vermeintlichen oder auch tatsächlichen Größen. Aber Wissenschaft lebt von der Disputatio, dem in verschiedene Richtungen gewandten Denken. Im Äußern dieser Gedanken in der fachwissenschaftlichen Öffentlichkeit und dem auch kontroversen Erörtern von sich aneinander reibendem wissenschaftlichem Wettstreit, d. h. in der Vielfalt und im Austausch von Meinungen, ist Fortschritt statt Gleichklang möglich. Und „für diesen immer wieder neuen Mut, neue Wege einzuschlagen und neue Forschungsansätze zu wählen gebührt Joachim Andraschke zurecht die heute verliehene Auszeichnung“.