Adelsgeschlechter
Lichtenstein
Bestätigung des Lehenempfangs der Stadt Haßfurt an Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein, vom 28.03.1726
1. Hintergrund
Über Jahrhunderte wurde die Nutzung der Flurmarkung „Messelau“ der Stadt Haßfurt mit ihren Wiesen und Wörthen, und was das Wichtigste war, mit dem Recht der Mainüberfahrt, von dem Geschlecht der Lichtenstein an die Stadt Haßfurt als Lehen vergeben. Wenn die Haßfurter Bürgermeister das Lichtensteinische Lehen neu empfingen, stellten sie eine schriftliche Empfangsbestätigung in Form eines Revers-Briefes aus. Der Bürgermeister, der meist in Begleitung eines zweiten Ratsmitgliedes reiste, nahm diesen von Bürgermeister und Rat der Stadt Haßfurt unterzeichneten Revers mit auf die Reise zum Ältesten von Lichtenstein. Dieser Älteste von Lichtenstein hing zur Bestätigung dann sein Lichtensteinisches Siegel an das Haßfurter Empfangsbestätigungsschreiben (Revers).
2. Transkription des Revers (Empfangsbestätigung) vom 28. März 1726
„Revers Von Gemeiner Statt Hassfurth gegen Ihro Holchfreyherrl[iche] Gnadten herrn von Lichtenstein 1726. Wir Burgermeister und Rath Der Statt Hassfurth, Nachdeme Der Reichs Frey Hochwohlgebohrne Herr, Herr Adam Heinrich Gottlob von und zu Lichtenstein uff Lahm[,] Heyligersdorff, Geyersberg, Wiesen p. Ihro Röm[isch] Kay[serlicher] May[estät] Würckl[icher] Rath, wie auch der ohnmittelbahr Frey Reichs Ritterschafft in Francken hochlöbl[ichen] Cantons an der Baunach wohlbebettener Ritter Rath p. als dermahliger Senior dieses geschlechts undt einiger Lehnherr deren allgemein, angehörigen stammlehen undt gütter für sich undt seine nachkommen unsern Rathsfreund undt dieser Zeith unterburgermeistern herrn Johann Adam Kräußlich [Johann Adam Kräuslich (+05.01.1754 )] zu lehen gegeben undt auffgetragen hat inhalt nachgesetzten lehenbrieffs, der von wortt zu wortt also lauthet Ich Adam Heinrich Gottlob von undt zu Lichtenstein, uff Lahm[,] Heylgersdorff, Geyersberg, Wiesen und pp. Ihro Röm[isch] Kay[serlicher] May[estät] Würcklicher Rath, dan der ohnmittelbahr Frey Reichs Ritterschafft Landts zu francken löbl[ichen] orths an der Baunach erbettener Ritter Rath p. Bekenne hiermit undt thue Kundt gegen iedermänniglich, das Ich, als dermahliger Senior dieses geschlechts [von Lichtenstein] auff absterben des Vorigen lehenträgers[,] Herrn Christoph Haßfurthers, dem Ehrnvesten undt Vorachtbahren Herrn Adam Kräuslich Raths Verwanthen undt dermahligen unterburgermeistern zu Haßfurth statt eines Ehrbahrn Raths undt gantzer gemeiner statt daselbsten, Zu rechten Zinnslehen recht undt redlich verliehen habe; Verleihe auch hiermit undt in Crafft dieses brieffs, nemblich die Nüsselaw, das Holtz, Werth, Wiesen undt Farth über den Mayn zu Haßfurth, mit allen Ihren Zu- undt Eingehörung[en], wie solches alles Zu Vor die ältesten Von Lichtenstein verliehen undt mit alters herkommen, iedoch mit diesem und[er]scheid undt geding, [Doch mit dem nachfolgenden Unterschied und der Bedingung], nehml[ich], als offt ein Burgermeister oder ein anderer des Raths Von wegen eines Burgermeisters solch lehen empfahet [empfängt], so solle Er solches lehen mit Reichung eines Rheinisch[en] gold guldens Von wegen eines Ehrbahrn Raths und gemeiner statt haßfurth Zu rechten Zinnslehen empfangen, so auch derselbe träger des lehens mit todt abginge, od[er] aus ursachen aus dem Rath gesezet würdte [Auch wenn der Lehenträger stirbt oder aus irgendwelchen Gründen aus dem Rat der Stadt Haßfurt entfernt würde]; so solle der gesezte, od[er] ein anderer des Raths, solch lehen an des abgegangenen od[er] abgesezten statt [anstelle des verstorbenen oder abgesetzten], allweg[en] [immer] mit einem Rhein[ischen] gold gulden Zu Zinslehen empfahen. Auch behalte Ich mir, meinen nachkommen undt Erben, die gerechtigkeit bevor, das sie [die von Haßfurt] mich undt die Meinigen, auch Meine gütter über den Mayn Zu haßfurth umb sonst williglich führen undt paßiren laßen sollen, es seye Zu Roß, wag[en] od[er] Zu Fuß, wie dan das mit alters herkommen ist, welches obgemelter Herr Johann Adam Kraüßlich von wegen eines Ehrbahrn Raths undt gemeiner statt haßfurth Zu thun, undt zu vollzieh[en] mit handtgebend[en] treuen angelobet, auch zu gott undt seine[m] Heyl[igen] wortt einen Eyd geschwohren; Undt Ich verleyhe Ihme alles undt iedes was Ich Ihme von Rechts wegen daran Zu Verleyh[en] schuldig bin, doch mir, meinen Erben undt nachkommen an Meinen lehenschafften, gerechtigkeiten, Ffreyheiten undt gewohnheit[en], die Ich daran habe, ohnschädlich, alles getreulich undt ohne gefärthe. Dessen Zu urkundt undt wahrer bezeugnuß habe Ich mich aigenhändig unterschrieben undt das lichtenstein[ische] geschlechts Insiegel an diesen brieff hang[en] laßen, So geschehen Lahm den 28. Marty 1726. [28.03.1726] Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein. Demnach geben wir offt hochEdel gesagten Herrn Von Lichtenstein unserem gnädigen Herrn diesen Revers unter unser gemeiner statt uffgetruckten undt Zu Endte daran hangendten gewöhnlichen Secret Insigill uns unsere Erben undt nachkommen alles inhalts so Viel uns derselbe berühret[,] darmit undt hierinnen Zu thuen, wie trewen lehenleuthen von rechts wegen undt gewohnheits wegen schuldig gebühret; alles ohne gefährte [ohne Hinterlist]; so geben undt gescheh[en] Haßfurth den 28ten Marty Anno 1726 [28.03.1726].“ [Anhängend ein blaues und ein rotes Band; die Siegel der stadt Haßfurt und der Herren von Lichtenstein fehlen.]
(In Privatbesitz)
Quellentexte zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648)
Zwei Dokumente zur Stadtgeschichte Eberns im Dreißigjährigen Krieg von 1633
Die beiden Dokumente liegen als Leihgabe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge e. V. im Stadtarchiv Ebern. Sie sind in Heft 3 der Schriftenreihe des Historischen Vereins ausführlich vor ihrem historischen Hintergrund beschrieben und analysiert.
Dokument 1: Befehl an die schwedische Schutzmannschaft in der Stadt Ebern vom 25. Oktober 1633
Beschreibung
Befehl an die schwedische Schutzmannschaft (Salvaguardia) in der Stadt Ebern, Ausfertigung der Kanzlei mit Originalunterschrift »Ernst H[erzog] Z[u] Sachßen« und aufgedrücktem Papiersiegel. Würzburg: 1633 Oktober 25 Die Siegelumschrift lautet »BERNHARDUS D[ei] G[ratia] DUX SAXONIAE CLEVAE ET BERGAE«
Transkription
„Im Namen undt anstatt deß hochgebornen Fürsten [,] unsers freundlichen lieben Bruders [,] Herrn Bernhardts [,] Hertzogen zue Sachsen, Jülich [,] Cleve und Berg p. Von Gottes Gnaden[,] Wir Ernst[,] Herzog zu Sachsen[,] Jülich[,] Cleve undt Berg p. Befehlen hierdurch deß Gräfl[ichen] Brandenst[einschen] Obersten Leutenandt Herbert Regelß zu Ebern hindergelassenen lebendigen Salva guardi[a], daß sij angesichts nach empfah[ung] und Verlesung dises [Befehls], die Stadt Ebern nicht allein [nur] raumen, sondern auch dieselbe und ganzes Ambt mit abforderung geldts oder unterhalts verschonen, im widerigen gewarten, daß Ihnen von den Einwohnern und unterthanen im wenigsten, nichts gereicht, sondern vilmehr im fall gewalts sich der gebühr nach Zuschüzen erlaubt werden soll, Demnach sich obgedachte Salva Guardi[a] zuachten, verkündlich von unß eigenhändlich unterschriben, und mit unsrem Fürstl[ichen] Secret betruckt, Signatum Wirzburg[,] den 25. Oktobris [1]633. Ernst H[erzog] Z[u] Sachßen Ordre der Gräf[lich] Brandenst[einschen] Salva Guardi[a] Zu Ebern Zu Zustellen. Cito! [Eilt!] Cito! Cito!“
Dokument 2: Befehl an die Stadt und Amt Ebern vom 25. Oktober 1633
Beschreibung
Befehl an Stadt und Amt Ebern, Ausfertigung der Kanzlei mit Originalunterschrift »Ernst H[erzog] Z[u] Sachßen« und aufgedrücktem Papiersiegel. Würzburg: 1633 Oktober 25 Das Siegel ist, wohl beim Öffnen des Briefes, halb ausgebrochen und hat an ein Loch im Papier hinterlassen. Die Siegelumschrift lautet »[BERNHARDUS D[ei] G[ratia] DUX SAXON]IAE CLEVAE ET BERGAE«
Transkription
„Von Gottes Gnaden, Wir Ernst, Hertzog Zu Sachßen, Jül[i]ch, Cleve und Berg p. [=etc.] Befehlen hierdurch dem Rath und gemein[d]e, sowol allen Dorffschafften des ambts Ebern, daß sie des Brandensteinschen Obristen Leutenants Herbert Regels hinderlaßenen Salva guardi[a] weder Unterhalt noch geldt geben, sondern im Fall dieselbe sich gewalts understehen wolte, entweder unverzüglich anderwait anhero berichten, oder der gebühr nach des gewalts sich entschütten sollen, gestalt gedachter Salva alßbald von dannen Zue begeben, befohlen worden, signatum Würtzburg[,] den 25. Oktober A[nn]o 1633 Ernst H[erzog] Z[u] Sachßen […]“
Quellentexte zur Kirchengeschichte
1. Ablaßbrief für die Pfarrei Haßfurt von 1363
1.1 Ablassbrief von Papst Urban V. vom 03.01.1363 aus Avignon in Latein
Universis sanctae Matris ecclesiae filiis, ad quos praesentes litterae pervenerint. Nos miseratione divina Cosmas Saraensis, Jacobus Leopatrensis, Nicolaus Laicisolensis Archiepiscopi, Albertinus Latrienensis, Lazarus Potrontinensis, Philippus Lavatinensis, Robertus Daraxensis, Raphael Archadiensis, Aegidius Favariensis, Joannes Armirotensis, Petrus Siacensis, Augustinus Salubriensis, Franciscus Vreherensis, Avantius Xaneriensis, Petrus Caliensis, Joannes Aitonensis, Paulus Girapetensis, Thomas Sibensis, Joannes Aladiensis, Franciscus Lapsacensis, Joannes Cisopolensis, Joannes Lyssamensis, Robertus Sombrensis, Petrus Trimonensis Episcopi salutem in domino sempiternam. Splendor paternae gloriae qui sua mundum illuminat ineffabili claritate pia vota fidelium de clementia ejus majestatis sperantium, tunc enim favore prosequitur benigno, cum devota ipsorum humilitas sanctorum meritis et precibus adjuvatur. Cupientes igitur, ut ecclesia parochialis in Hasfurt, Capella apud Beatam Virginem extra muros oppidi ejusdem, et Capella S. Leonhardi in Wolflingen nec non Capella S. Andreas in Wunfurt filiales ecclesiae praedictae congruis honoribus frequententur, et a christifidelibus jugiter venerentur, omnibus vere poenitentibus contritis et confessis, qui ad dictas ecclesiam et capellas in singulis B[eatae] Mariae festivitatibus ac omnibus aliis infrascriptis videlicet Natalis Domini, Circumcionis, Epiphaniae, per totam Quadrigesimam, Parasceves, Paschae, Ascensionis, Pentecostes, Trinitatis et Corporis Christi, Inventionis et Exaltationis sanctae Crucis, s. Michaelis, ss. Petri et Pauli et omnium aliorum Apostolorum, ss. Joannis Baptistae et Evangelistae, et omnium aliorum Evangelistarum, et quatuor Romanae ecclesiae doctorum, in die omnium sanctorum et commemoratione defunctorum dictarumque ecclesiae et capellarum dedicationibus, sanctorumque Stephani, Gerogii, Laurentii, ss. Kliani et ejus sociorum, Leonhardi . . . . Martini, Nicolai, Erasmi, Viti, Kolomanni, Emmerami, Wolfgangi et sanctarum Mariae Magdalenae, Marthae, Annae, Margarethae, Ursulae, Dorotheae, et Elizabeth, Barbarae, Katherinae, Luciae, per octavas omnium festivatum praedictarum octavas habentium singulisque diebus dominicis et festivis causa devotionis, orationis et peregrinationis accesserint, seu qui missis, vesperis et praedictionibus aut aliis divinis officiis ibidem interfuerint, vel corpus Christi seu oleum sacrum infirmis cum portantur secuti fuerint, aut qui in serotina pulsatione campanae flexis genibus ter ave Maria dixerint, vel qui ad fabricas dictarum ecclesiae et capellarum luminaria, ornamenta, vestimenta, libros, calices, aurum, argentum, animalia, tam in eorum Testamentis quam extra donaverint, legaverint, seu donari, legari procuraverint seu quovis alio modo dictis ecclesiae et capellis manus porrexerint adjutrices, vel qui pro salubri statu domini Episcopi praesentium confirmatoris nec non animabus omnium fidelium defunctorum pie Deum oraverint, quandocunque, quotienscunque vel ubicunque praemissa vel aliquid praemissorum devote fecerint de omnipotentis Dei misericordia et BB. Petri et Pauli apostolorum ejus auctoritate confisi singuli Nostrum XL dies undulgentiarum de injunctis eis poenitentiis misericorditer in Domino relaxamus, dummodo Dioecesani voluntas ad id accesserit et consensus. In quorum omnium testimonium sigilla nostra praesentibus sint appensa. Datum Avinione Anno Domini M CCC LXIII Indict. I. tertia die Mensis Januarii Pontificatus Domini Urbani Papae V. anno I.
(Quelle: Reininger Aktenstücke in: Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Band 15, Heft 3, 1861, Nr. 1, Seiten 273–275.)
1.2 Ablassbrief von Papst Urban V. vom 03.01.1363 aus Avignon in Deutsch
An alle Söhne der heiligen Mutter Kirche, an welche dieser hier vorliegende Brief gelangen sollte. In der göttlichen Barmherzigkeit grüßen wir, die Erzbischöfe Cosmas Saraensis , Jacobus Leopatrensis, Nicolaus von Laicisolensis, Albertinus von Latriensis, und die Bischöfe Lazarus Potrontinensis, Philippus Lavatinensis, Robertus Daraxensis, Raphael Archadiensis, Aegidius Favariensis , Joannes Armirotensis , Petrus Siacensis, Augustinus Salubriensis , Franciscus Vreherensis, Avantius Xaneriensis, Petrus Caliensis , Joannes Aitonensis, Paulus Girapetensis, Thomas Sibensis, Joannes Aladiensis, Franciscus Lapsacensis, Joannes Cisopolensis [Bischof von Ciso-Burg], Joannes Lyssamensis, Robertus Sombrensis, Petrus von Dortmund [oder Bari? ] im Namen des ewigen Herrn. Der Glanz des göttlichen Ruhms, welcher der Welt Licht gibt, durch seine unaussprechliche Helligkeit, und die frommen Wünsche der Gläubigen, welche die milde Würde dessen erhoffen, fährt dann nämlich durch eine milde Gunst fort, wenn die hingebungsvolle Demut der Heiligen durch Wohltaten und Bitten unterstützt wird. Allen denen, die wünschen, dass die Pfarrkirche in Haßfurt, die Kapelle zur seligen Jungfrau außerhalb der Mauern der selben Stadt, und die Kapelle Sankt Leonhard in Wülflingen, ebenso wie die Kapelle Sankt Andreas in Wonfurt als Filialen der vorgenannten Kirche [d. h. der Pfarrkirche von Haßfurt] mit angemessener Hochachtung häufig besucht und von allen wirklich reuigen und beichtenden Christen immerwährend verehrt werden. Diese sollen die genannte Kirche und die [drei] Kapellen vor allem an den Festtagen der seligen Maria aufsuchen, sowie an allen anderen unten aufgezählten [Festtagen], wie Christi Geburt, Beschneidung [des Herrn], Heilige Drei Könige, während der ganzen Fastenzeit, Rüsttag [Tag vor einem Festtag], Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Dreifaltigkeitsfest [am 1. Sonntag nach Pfingsten] und Fronleichnam [am 2. Donnerstag nach Pfingsten], Wiederauffinden des heiligen Kreuzes [am 3. Mai] und Heilig Kreuz Tag [am 14. September], Tag des heiligen Michaels [am 29. September], Peter und Paulstag [am 29. Juni] und Zwölfbotentag [am 15. Juli], Tag des heiligen Johannes des Täufers [am 24. Juni] und des heiligen Johannes des Evangelisten, und aller anderen Evangelisten, und der vier Gelehrten der Römischen Kirche [Gregor, Ambrosius, Augustinus, Hieronimus?], am Tag Allerheiligen [am 1. November] und zum Gedenken der Verstorbenen und an der Kirchweih und Kapellen, an den Gedenktagen des heiligen Stephan, Georg, Laurentius, des Heiligen Kilian und dessen Gefährten [Kilian und Totnan], Leonhard . . . , Martin, Nikolaus, Erasmus, Vitus, Kolomanni, Emmerami, Wolfgang und der heiligen Maria Magdalena, Martha, Anna, Margaretha, Ursula, Dorothea, und Elisabeth, Barbara, Katharina, Luzia, in der Oktave aller vorgenannten Feste, die Oktaven haben und an allen Sonntagen wegen der Andacht, der Predigt und der Wallfahrt, welche entweder veranlasst durch Abendandachten und [somit] an den Schriften der Propheten oder anderen göttlichen Verpflichtungen dort beiwohnen, welche dem Leib Christi und dem heiligen Öl folgen, während es zu den Kranken getragen wird, oder denen, die beim späten Läuten der Glocken mit gebeugten Knien drei Ave Maria sagen oder die zum Vermögen der genannten Kirche und Kapellen Lichter, Schmuck, Kleidung, Bücher, Kelche, Gold, Silber, Tiere, sowohl in ihren Testamenten als auch außerhalb davon schenken oder vermachen sollten oder zu schenken oder zu vermachen anweisen sollten, oder welche irgendwie auf andere Weise als Helfer den genannten Kirchen oder Kapellen zur Hand gehen, oder welche für das heilbringende Wohlbefinden des gegenwärtigen Herrn Bischofs glaubwürdig, und vor allem für alle im Leben treuen Verstorbenen auf dem Friedhof beten, wann nur und so oft nur sie auch immer das vorher erwähnte oder etwas davon fromm erfüllen. Diesem jedem einzelnen von uns, erlassen wir gnädig in der Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes und der seligen Apostel Petrus und Paulus aus dessen Vollmacht vertrauend, im Herrn 40 Tage Ablass der ihnen auferlegten Bußen sobald der Wille und die Übereinstimmung der Diözese dies erreichen. Zur Bekräftigung alles dessen seien unsere der Anwesenden Siegel [an den Brief] angehängt. Gegeben zu Avignon im Jahre des Herrn 1363, I. Indiktion, am dritten Tage des Monats Januar, im ersten Jahr des Pontifikats des Herrn Urban, des fünften Papstes [dieses Namens].
(Übersetzung auf der Grundlage von: Werner, Johannes: Die Geschichte des Ablasses mit besonderer Sicht auf den Ablassbrief mit Begleitschreiben für Haßfurt aus den Jahren 1363/64. Facharbeit des Leistungskurses Geschichte, Kursleiterin StR Katrin Hiernickel. Abgabetermin 30. Januar 2009.)
1.3 Begleitschreiben des Bischofs von Würzburg 1364 in Latein
Nos vero Albertus Dei gratia Episcopus Herbipolensis voluntatem et consensum nostrum ad indulgentias quae benefactoribus ecclesiae parochialis in Hasfurt nostrae dioecesis, nec non capellae B[eatae] Mariae V[irginis] extra muros ibidem conceduntur in litteris quibus praesentes sunt annexae et quas etiam indulgentias ad hujusmodi parochialem ecclesiam et capellam volumus solum extendi praesentibus adhibemus: Nihilominus quoque omnibus Christiani nominis professoribus vere poenitentibus et confessis, qui eorundem indulgentiarum quomodolibet participes fuerint seu capaces de omnipotentis Dei misericordia, BB. Petri et Pauli Apostolorum ejus nec non pretiosorum Martyrum Klinian sociorumque ipsius nostrae ecclesiae patronorum meritis et auctoritate confisi etiam XL dies indulgentiarum de injunctis sibi poenitentiis misericorditer in Domino relaxamus. Volumus tamen ut hujusmodi litterae extra dictas ecclesiam et capellam pro petendis eleemosynis nullatenus deferantur alioquin ipsas indulgentias ex nunc, prout ex tunc, quoad id volumus nil valere. Ad indulgentias vero, quae benefactoribus capellarum seu ecclesiarum in Wulflingen et in Wunfurt in praedictis litteris nominatae conceduntur, nullatenus consentimus nec eas per hujusmodi nostras litteras aliqualiter approbamus easque denuntiamus nullius existere firmitatis. Datum Herbipoli anno Domini M CCC LXIV XII. Calend. Julii.
(Quelle: Reininger Aktenstücke in: Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Band 15, Heft 3, 1861, Nr. 2, Seiten 275–276.)
1.4 Begleitschreiben des Bischofs von Würzburg 1364 in Deutsch
Wir aber, Albrecht von Gottes Gnaden Bischof von Würzburg [Albrecht II. von Hohenlohe, reg. 1345–1372] heften dem gegenwärtigen Brief den Wunsch und unsere Übereinstimmung zur Güte an, welche den Wohltätern der Pfarrkirche in Haßfurt in unserer Diözese und auch der dortigen Kapelle der seligen Jungfrau Maria außerhalb der Mauern zugestanden wird, welchem der gegenwärtige Brief angeheftet ist, und durch welchen wir wollen, dass sich die Güte nur auf die Pfarrkirche und Kapelle ausbreitet: Wir erlassen allen, die den Namen Christi verkünden und tatsächlich reuig und geständig sind, welche Teilnehmer an der Gnade auf jede erdenkliche Weise geworden sind, oder die die Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes empfingen, die auf die seligen Apostel Petrus und Paulus und vor allem dem wertvollen Märtyrer Kilian und dessen Gefährten [Kolonat und Totnan] selbst, die die Patrone unserer Kirche selbst sind, aufgrund deren Verdienste und Ansehen vertrauen, sogar die 40 Tage Ablass bezüglich der ihnen auferlegten Reue, barmherzig, im Herrn. Es ist trotzdem unser Wille, dass dieser Brief außerhalb der genannten Kirche und Kapelle keineswegs für die Sammlung von Almosen verwendet wird, außerdem soll die Güte selbst von nun an mitgeteilt werden so wie von dann, wieweit es unser Wille ist, dass es keine Bedeutung mehr hat. Der Gnade aber, die den Wohltätern der Kapellen oder Kirchen in Wülflingen und in Wonfurt in vorgenanntem Brief zugestanden wird, stimmen wir in keiner Weise zu und billigen sie durch diesen Brief in keiner Weise und verkünden, dass sie ohne jede Wirksamkeit seien. Datum Würzburg im Jahr des Herrn an den 12. Calenden Juli, d. h. am 20. Juni 1364.
(Übersetzung auf der Grundlage von: Werner, Johannes: Die Geschichte des Ablasses mit besonderer Sicht auf den Ablassbrief mit Begleitschreiben für Haßfurt aus den Jahren 1363/64. Facharbeit des Leistungskurses Geschichte, Kursleiterin StR Katrin Hiernickel. Abgabetermin 30. Januar 2009).
Beide Briefe sind für die Geschichte der Pfarrei Haßfurt wichtig, indem sie uns ein Bild von dem damaligen regen kirchlichen Leben geben, und zugleich urkundlich nachweisen, dass schon im Jahr 1363 nebst der Marienkapelle auch eine Pfarrkirche zu Haßfurt bestand.
2. Ablaßbrief für die Pfarrei Haßfurt von 1464
2.1 Ablassbrief von Papst Pius II. vom 02.06.1464 aus Rom in Latein
Pius Episc[opus] Serv. Serv. Dei. Universis christifidelibus praes[entibus] litt. inspecturis salut. et apost. benedict. Ante thronum divine majestatis fideles Christi sanctis et piis adjuti suffragiis ad illorum et praecipue gloriose V[irginae] Mariae, quae Dominum peperit Salvatorem nostrum ac S[anct] Kliani M[artyr] veneranda festiva solemnia eo ferventtius incitari debent, quo talium Patronorum fulciti presidiis potiora retributionis premia valeant promereri. Unde nos more paterno nostras oves curae nostrae commissas, quas cupimus in superna patria colocari, ad eorumdem sanctorum Martyrum libenter obsequia ut ipsorum in conspectu domini devote veneratione … dent. Cum itaque sicut accepimus capella B[eatae] V[irginae] ac s[anct] Kiliani M[artyr], sita extra muros oppidi Hassfurt herbipolensis diocesis [der Kapelle der Jungfrau Maria und auch des Märtyrers Sankt Kilian, gelegen außerhalb der Mauern der Stadt Haßfurt in der Diözese Würzburg], ad quam ingens illarum partium utriusque sexus hominum devotio habetur, nec non magna populi multitudo tam illarum quam aliarum diversarum partium per anni circulum et praesertim in Pentecostes ac nativitatis ejusdem B[eatae] V[irginae] Mariae festivitatibus devotionis causa confluit ad eandem, ipsiusque gloriosae Virginis pia intercessione personae se in earum infirmitatibus et periculis inibi venientes de his miraculose liberentur et convalescant, et in qua quoddam opus novum ad ipsius Virginis laudem incoeptum est, quod ex ipsius capellae proventibus commode sine christifidelium piis suffragiis perfici non potest. Ut igitur opus ipsum compleatur, ipsaque capella in esse conservetur congruisque honoribus frequentetur, et ut christifideles ipsi eo libentius devotionis causa huiusmodi confluant ad eandem, quo ex hoc ibidem dono coelestis gratia uberius conspexerint se refectos de omnipotentis Dei misericordia ac BB. Petri et Pauli Apostolorum ejus auctoritate confisi omnibus vere poenitentibus ac confessis, qui dictam capellam in Pentecostes ac Nativitatis B[eatae] M[ariae] festivitatibus hujusmodi devote visitaverint annuatim ac pro praefati operis Complemento ipsiusque ac capellae conservatione ac divini cultus augmentatione manus porrexerint adjutrices singulis videlicet festivitatum eorundem diebus tres annos et totidem quadragenas de injunctis eis poenitentiis misericorditer relaxamus presentibus perpetuis futuris temporibus duraturis. Volumus autem, quod si aliquibus dictam capellam visitantibus aut pro operis complemento capellaeque constructione ac divini cultus augmentatione hujusmodi manus porrigentibus adjutrices vel alias inibi pias eleemosinas erogantibus aliqua alia indulgentia in perpetuum vel ad certum tempus nondum elapsum duratura per nos concessa superius praesentes litterae nullius esse valoris vel momenti. Datum Romae apud. s[anct] Petrum anno incarnationis Domini M CCCC LXIV 4. Non. Junii Pontificatus nostri Anno sexto. Gratis de mandato D[e] N[omine] Papae (in plica) Joannis de Buccabellis. in plumbo 1ae [primae] faciei Pius Papa II. 2ae [secundae] faciei S. PA. S. PE.
(Reininger Aktenstücke in: Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Band 15, Heft 3, 1861, Nr. 3, Seiten 276–278.)
2.2 Ablassbrief von Papst Pius II. vom 02.06.1464 aus Rom in Deutsch
Pius [II., reg. 19.08.1458–14.08.1464], Bischof, Diener der Diener Gottes entbietet allen Christgläubigen, die dieses Schreiben sehen, Gruß und Apostolischen Segen. Vor dem Thron seiner Göttlichen Majestät müssen die Christgläubigen und frommen Personen auf die Fürbitte jener Heiligen, besonders der glorreichen Jungfrau Maria, die den Herrn und Erlöser geboren hat, auch des heiligen Kilian, des Märtyrers, deren festlicher und feierlicher Verehrung man um so eifriger zu beschleunigen schuldig ist, als man durch die Hilfe solcher Patrone zu größerem Lohn gelangt. Daher verleihen wir aus unserer väterlichen Hirtensorge, was wir im oben genannten Vaterland (patria = hier einfach Ort) aufzustellen wünschen, zur eifrigeren Nachfolge der heiligen Märtyrer durch gebührende Verehrung im Angesicht des Herrn … Wenn daher, wie wir annehmen, die Kapelle der seligen Jungfrau und des heiligen Kilian, die außerhalb der Stadtmauer Haßfurts in der Diözese Würzburg gelegen ist, bei der die Verehrung nicht nur durch eine große Menge Gläubiger beiderlei Geschlechts gepflogen wird, sondern auch eine Menge Leute aus anderen Teilen (= aus dem Umland) kommen, vor allem an Pfingsten, an Mariä Geburt zur Festfeier zusammenströmen, wo auf die Fürbitte eben dieser glorreichen Jungfrau Personen mit ihren Krankheiten und in ihren Nöten dorthin kommen, um von ihnen auf wunderbare Weise befreit zu werden. Aus diesem Grund ist eine neue Maßnahme (wörtlich: ein neues Werk) zum Lob der Jungfrau begonnen worden, das aus den Einkünften der Kapelle selbst ohne die gütige Unterstützung der Gläubigen ordentlich nicht durchgeführt werden kann. Damit also diese Maßnahme zu Ende geführt werden kann, die Kapelle selbst in ihrem Bestand erhalten und mit geziemender Ehrerbietung besucht werden kann, und die Gläubigen mit größerer Freude dorthin zusammenströmen, von wo sie das himmlische Geschenk der Gnade erwarten und sich durch die Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes und auch durch die (Fürbitte) der Apostel Peter und Paulus erquickt werden, durch deren Vollmacht sie von allen Sündenstrafen befreit werden beim ehrfürchtigen Besuch dieser besagten Kapelle zur Feier von Pfingsten und Mariä Geburt, wenn sie alljährlich zur Vollendung des versprochenen Werkes selbst und zum Erhalt der Kapelle und Vermehrung des Gottesdienstes die Hand zur Unterstützung reichen. Und zwar an jedem Tag dieser Festzeit 3 Jahre und ebsoviele Quadragene (dreimal 40 = 120 Tage) von den zugezogenen Sündenstrafen mit dem gegenwärtigen (Schreiben) barmherzig er-lassen dauerhaft für alle Zeiten. Wir legen aber fest, wenn irgendwelchen anderen Besuchern dieser Kapelle zur Vervollständigung dieser Maßnahme, dem Bau der Kapelle und Vermehrung der Gottesdienste eine unterstützende Hand (bereits) gereicht wurde oder eine andere fromme Stiftung errichtet (wurde) ein anderer Ablass gewährt oder deren Dauer auf absehbare Zeit noch vermindert ist, oder durch uns früher zugestanden war, hat das gegenwärtige Schreiben keine Kraft oder Bedeutung. Gegeben zu Rom am Grab des heiligen Petrus im Jahr der Geburt des Herrn 1464 am 4. Nonius des Monats Juni, im 6. Jahr unseres Pontifikats. Gebührenfrei auf Anordnung des Papstes, (in der Rolle) des Johannes v. Buccabelli, im Bleisiegel mit dem Kopf des Papstes Pius II auf der Vorderseite und auf der Rückseite die Köpfe von S[ankt] Pa[ulus] und S[ankt] Pe[ter].
(Für die Übersetzung danken wir Herrn Pfarrer i. R. Anton Reinhard.)
2.3 Begleitschreiben des Bischofs von Würzburg vom 26.05.1465 in Latein
Universis et singulis praesentium inspectoribus. Nos Johannes Dei gratia Episcopus herbipolensis Franciaeque Orientalis Dux patefacimus [… Wir Johannes (Johann III. von Grumbach, reg. 1455–1466), von Gottes Ganden Bischof von Würzburg und Herzog von Ostfranken … ]. Quod Reverendissimorum in Christo patrum et Dominorum Cardinalum litteras quibus hae nostrae affixae sunt vidimus easque omni suspicionis vitio carere reperimus. Ideo ipsas populo totiens quotiens loci plebano in Hassfurt [am Ort der Pfarrei in Haßfurt] videbitur publicari praecipimus atque ad instar eorundem Dominorum Cardinalum universis et singulis Christifidelibus vere contritis et confessis qui ex causis et festivitatibus in praedictorum Dominorum Cardinalium litteris contentis atque in festivitate Sancti Kiliani sociorumque ejus Capellam Beatae Mariae in Hassfurt nostrae dioecesis herbipolensis [unsere Kapelle zur heiligen Jungfrau Maria in der Stadt Haßfurt in unserer Diözese Würzburg,] visitaverint fecerintque ea quae dicti Domini Cardinales fieri voluerunt XL dies [40 Tage] de injunctis eis poenitentiis totiens quotiens praemissa fecerint auctoritate omnipotentis Dei misericorditer in Domino relaxamus praesentibus perpetuis futuris temporibus duraturis. Datum in civitate nostra Herbipolensi Dominica Exaudi Anno Domini M CCCC LXV [Datum in unserer Stadt Würzburg, Sonntag Exaudi im Jahr des Herrn 1465, das heißt, geschrieben am 26.05.1465 in Würzburg] nostri Vicariatus quoad praesens uti voluimus sub sigillo. (Quelle: Reininger Aktenstücke in: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Band 15, Heft 3, 1861, Nr. 6, Seiten 281–282.)
2.4 Begleitschreiben des Bischofs von Würzburg vom 26.05.1465 in Deutsch
Noch nicht übersetzt.
3. Ablaßbrief für die Pfarrei Haßfurt von 1465
3.1 Ablassbrief von 10 Kardinälen vom 20.04.1465, veranlasst durch Johannes Institoris (Johann Krämer) in Latein
Guillermus Episcopus Ostiensis, Alanus tit[uli] s[anctae] Praxedis, Philippus tit[uli] s[ancti] Laurentii in Lucina, Jacobus tit[uli] s[anctae] Anastasiae, Berardus tit[uli] s[anctae] Sabinae, Nicolaus tit[uli] s[anctae] Caecilie, Jacobus tit[uli] s[ancti] Chrysogoni, Bartholomaeus tit[uli] s[ancti] Clementis, Presbyteri. Franciscus s[ancti] Eustachii et Franciscus s[anctae] Mariae novae Diaconi, miseratione divina s[ancti]s[simae] Rom[anae] Ecc[l]e[siae] Cardinales Universis Christi fidelibus praesentes litteras inspecturis pariter et audituris sal[utem?] in domino sempiternam. Dum praecelsa meritorum insignia quibus regina coelorum Virgo Dei genitrix gloriosa sedibus praelata sidereis, quasi stella matutina perrutilans devote considerati … utamur, dumque infra pectoris arcana recoluimus, quod ipsa utpote misericordiae mater, fons pietatis et gratiae, amica humani generis consolatrix pro salute fidelium qui delictorum onere praegravantur … et pervigil ad eum quem genuit intercedit dignum quin imo debitum arbitramur, ut fideles quoslibet ad sibi devotis deserviendum indulgentiarum muneribus incitemus. Cupientes igitur … fideles ipsos singulari quadam devotione venerari, ac ecclesias ad laudem et honorem ejusdem B[eatae] V[irginis] Mariae [der seligen Jungfrau Maria] fundatas et aedificatas congruis honoribus frequentari et eis in suis necessitatibus subveniri, ut ipsa eo sedulius apud regem ipsum pro erorum remissione peccaminum intercedat. Cum itaque sicut accepimus dilectus nobis in Christo frater Johannes Institoris [Johannes Institoris] sanctissimi Domini Papae Poenitentiarius et Plebanus Capellae B[eatae] Mariae V[irginis] sitae in oppido Hassfurt herbipolensis diocesis, ad quam capellam ad laudem et honorem ejusdem Virginis fundatam, aedificatam …. singularem gerens devotionis affectum et ipsam capellam congruis decoribus per Christifideles frequenter visitari et eidem in suis necesitatibus sucurri cupiens, ipsos Christifideles Domino …. ntes et bonorum operum sectatores desiderans, nobis humiliter supplicari fecit, ut pro devotione ipsius et ipsorum Christifidelium spiritualia dona et thesaurum indulgentiarum dictae Capellae largiri dignaremur. Nos igitur supplicationibus ac precibus hujusmodi inclinati ac favorabiliter annuentes cupientesque ut Capella ipsa congruis honoribus frequentetur ac in suis structuris et edificiis debite reparetur et reparata conservetur nec non libris calicibus et aliis ornamentis ecclesiasticis augmentur et manuteneatur, et ut Christifideles ipsi eo libentius devotionis causa confluant et eandem, quo ex hoc ibidem coelastis dono gratiae uberius noverint se esse refectos de omnipotentis Dei misericordia ac Beatorum Petri et Pauli Apostolorum ejus auctoritate confisi omnibus et singulis poenitentibus et confessis qui dictam Capellam in Purificationis, Annuntiationis, Assumptionis, et Nativitatis B[eatae] Mariae V[irginis] festivitatibus et celebritate a primis vesperis usque ad secundas vesperas inclusive Capellam ipsam devote visitaverint annuatim et ad reparationem, conservationem, augmentationem, manutentionem aliaque praemissa manus porrexerint adjutrices, ut prefertur, Nos Cardinales prefati et quilibet nostrum pro singulis festivitatibus et celebritate, ac priarum manuum elargitione hujusmodi centum dies indulgentiarium de injunctis eis poentientiis misericorditer in Domino relaxamus presentibus vero perpetuis futuris temporibus duraturis. In quorum omnium et singulorum fidem et testimonium premissorum presentes nostras litteras fieri, nostrorumque sigillorum jussimus et fecimus appensione communiri. Datum Romae in Domibus nostris, Anno a Nativitate Domini millesimo quadringentesimo sexagesimo quinto, Indictione tertia decima die vero vicesima mensis Aprilis Pontificatus Sanctissimi in Christo Patris et Domini nostri Domini Pauli divina providentia Papae secundi anno primo.
(Quelle: Reininger Aktenstücke in: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Band 15, Heft 3, 1861, Nr. 5, Seiten 279–281.)
3.2 Ablassbrief von 10 Kardinälen vom 20.04.1465, veranlasst durch Johannes Institoris (Johann Krämer) in Deutsch
Quillermus, Bischof von Ostia; die (Priester-)Kardinäle Alanus von S[ankt] Praxedis; Philippus von St. Laurentius in Lucina; Jakobus von St Anastasia; Berardus von St. Sabina; Nikolaus von St. Cäcilia; Jakobus von St. Chrysogonus; Bartholomäus von St. Clementis; die Kardinal(diakone) Franziskus von St. Eustachius; Franziskus von St. Maria Nova; aus Gottes Barmherzigkeit Kardinäle der heiligen Römischen Kirche wünschen allen Christgläubigen, die dieses Schreiben einsehen, ebenso die es lesen hören, immerwährendes Heil vom Herrn. Während die erhabenen Zeichen der Verdienste, mit denen die glorreiche Königin des Himmels, die jungfräuliche Gottesgebärerin, die wir an den himmlischen Stufen gleichsam wie einen leuchtenden Morgenstern betrachten dürfen, und aus innerstem Herzen verehren, weil sie wie eine barmherzige Mutter eine Quelle der Frömmigkeit und Gnade, eine freundliche Trösterin des Menschengeschlechts für das Heil der Gläubigen, die durch schwere Lasten bedrückt sind, immer Zutritt hat zu dem, den sie geboren hat, und wir sogar in der Pflicht erachten, daß die Gläubigen selbst ihre eigene Frömmigkeit sich angelegen sein lassen sich durch die Gaben des Ablasses angespornt werden. Wir wünschen sehr, daß die Gläubigen selbst eine einzigartige Verehrung pflegen und die Gotteshäuser, die zum Lob und zur Vereherung der seligen Jungfrau Maria errichtet und erbaut wurden, mit gebührender Ehrfurcht besuchen, sie in ihren Bedürfnissen unterstützen, damit sie nachdrücklicher beim König selbst [d. h. bei Gott] für die Vergebung ihrer Sünden eintritt. Wenn daher – wie wir annehmen – unser in Christus geliebter Bruder Johannes Krämer [Institor], Päpstlicher Pönitentiar (= Beichtbevollmächtigter) und Pleban (= Leutpriester) an der Marienkapelle (wörtlich = Kapelle der seligen Jungfrau Maria) in der Stadt Haßfurt, in der Diözese Würzburg, die als Kapelle zum Lobe und zur Verehrung der Jungfrau gegründet und errichtet ist. In einzigartigem Bestreben zur Verehrung und auch im Begehren gute Werke nachfolgen zu lassen, lässt uns die demütige Bitte stellen, für die Verehrung der Gläubigen die geistigen Güter und der besagten Kapelle selbst den Schatz der Ablässe gnädig zu gewähren. Angeregt durch die Eingabe und Bitten begünstigt bewogen und in dem Wunsch, dass die Kapelle mit geziemender Ehrfurcht besucht wird und in ihrem Ausbau (Ausgestaltung) und notwendigen Reparaturen und Sicherung der Reparaturen; sowie mit liturgischen Büchern, Kelchen und anderen Ausstattungsgegenständen vermehrt und in Stand gehalten wird, und damit die Gläubigen umso lieber zu den Andachten zusammenströmen, dorthin wo sie das Geschenk der himmlischen Gnade in reicherem Maße erwarten, dass sie durch die Erbarmung des allmächtigen Gottes und der Apostel Petrus und Paulus, durch deren Vollmacht allen und jedem einzelnen Büßenden und Beichtenden, die die Kapelle jährlich an den Festen Lichtmeß, Maria Verkündigung, Maria Geburt, von der Feier der 1. Vesper bis einschließlich der 2. Vesper andächtig besuchen und zur Verbesserung, Erhaltung und Ausstattung und anderen Erfordernissen eine hilfreiche Hand bieten, wie oben gesagt. Wir die vorgenannten Kardinale erlassen für die einzelnen Festtage und Feiern als freihändige Spende 100 Tage Ablass von den zugezogenen Sündenstrafen aus Barmherzigkeit Gottes für die gegenwärtigen und zukünftigen Zeiten. Zur Bestätigung und zum Zeugnis von allen und jedem einzelnen Punkt haben angeordnet, dass unsere Siegel an dieses Schriftstück angehängt werden. Gegeben zu Rom in unseren Häusern im tausendvierhundertfünfundsechzigsten Jahr seit der Geburt des Herrn, am zehnten Tag in der 3. Indiktion, am 20. April, im 1. Jahr des Pontifikats unseres in Christus unseres Herrn Vaters (Papstes), aus göttlicher Vorsehung Papst Paul II.
(Für die Übersetzung danken wir Herrn Pfarrer i. R. Anton Reinhard.)
Quellentexte zum fränkischen Landjudentum
Die beiden Dokumente liegen als Leihgabe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge e. V. im Stadtarchiv Ebern. Sie sind in Heft 3 der Schriftenreihe des Historischen Vereins ausführlich vor ihrem historischen Hintergrund beschrieben und analysiert.
Dokument 1: Befehl an Amtmann, Keller, Bürgermeister und den Rat der Stadt Ebern vom 17. September 1659
Beschreibung
Befehl an den Bürgermeister und Rat der Stadt Ebern, Ausfertigung der fürstbischöflichen Kanzlei mit Originalunterschrift »Johann Philipp von Schönborn« Schloß Marienberg ob Würzburg: 1659 September 17.
Transkription
„Johann Philipp von Gottes gnaden Ertzbischoff zu Maintz und Churfürst Bischoff zu Würtzburg und Hertzog zu Franckhen Bester, undt Ehrsamer Liebegetreuer. Unß ist auß Bürgermeisters und Raths Unßerer Statt Ebern, Jüngsthin den 22.ten Augusti, über […] [unter]thänigstem schreiben mit mehreren gebühret referirt worden, waß sie vermittelß dessen, wegen beeder anietzo aldar wohnenten Juden gehorsambst bitten wollen; Wan Wir nun aber nicht underlassen, waß dißfals in Einem und Anderm fernerZuerkundtigen, undt endtlich befunden, Gemeiner Statt [Ebern] viel nutz- und vorträglicher Zu sein, Wan die Juden gar darauß geschaft würdten; Alß befehlen Wir Euch hiemit sambt und sonders, daß ihr solchem nach denen alda befindtllichen Juden in Unserm Nahmen außbieden, und denenselben dabey bedeuten sollet, daß ihnen frey stehen werdte, sich anderwerts widerumb unter Unsern Schutz in Unßerem Landt häußlichen niderzusetzen, undt Wir wolten es euch Zu begehrter Widerantwortt, denen hiermi Gnädigst ohnverhalten, Euch dabenebens mit gnaden beygethan verbleiben; Datum auf Unßrem Schloß Mariaeberg ob Würzburg den 17.ten Septembris Anno. 1659. Johann Philipp El[ector] A[rchiepiscous] [Kurfürst Erzbischof] m. p. [manu propria, mit eigener Hand] […].“
Dokument 2: Befehl an den Bürgermeister und den Rat der Stadt Ebern vom 10. März 1660
Beschreibung
Befehl an Bürgermeister und Rat der Stadt Ebern, Ausfertigung der fürstbischöflich-würzburgischen Kanzlei, ohne Unterschrift, mit aufgedrücktem großen Papiersiegel des Landesherrn. Schloß Marienberg ob Würzburg: 1660 März 10. Großes viergeteiltes Wappensiegel von Mainz (Willigis Rat) und Würzburg (fränkischer Rechen und Rennfähnlein) dem Schönbornwappen im Herzschild, bekrönt von einem Kurfürstenhut. Die Umschrift lautet: »IOANN[es] PHILIP[pus] D[ei] G[ratia] MOG[untiensis] ARCHIEP[iscopus] SAC[ri] ROM[ani] Imp[erii] ARCHIC[ancellarius] PRIN[ceps] EL[ector]. Seite 4: unten: Fürstbischöflich-würzburgisches Kanzleisiegel.
Transkription
„Dem Hochwürdigsten Fürsten und Herrn, Herrn Johann Philippsen, Ertzbischoffen Zu Maintz undt Churfürsten, Bischoffen Zue Würtzburg undt Hertzogen Zue Franckhen p. [=etc.] unserm gnädigsten Churfürsten undt Herrn, ist nachmahln gehorsambst referirt worden, waß Bürgermaister undt Rath Zu Ebern, wegen außschaffung deren biß dahero gewohnten Juden alldar in Underthänigkeit bitten thun; Gleichwie eß nun Höchstged[achte] Ihre Churfürstlichen Gnaden bey deme dießfahlß vor etlichen Monathen allbereitß ertheilten gnädigsten befelch allerdingß bewenden lassen; Alß hetten denen Zu Volg Bürgermaister undt Rath Zu gedachtem Ebern auch nunmehr keine Juden alldar Zu leiden, sondern dieselbe crafft mehrangeregten gnädigsten befelchß, inßgesambt außZuschaffen. Datum auffm Schloß Marienberg ob Würtzburg den 10.ten Martij A[nn]o [1]660. Hochfürstlich Würzburgischen Bürgermaistern undt Rath Zu Ebern zu behändigen.“