Historischer Verein Landkreis Haßberge e. V.

Am 14. Januar 2005 wurde der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. gegründet. Der Verein hat seinen Sitz in Haßfurt und ist ein korporatives Mitglied im Frankenbund.


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Der Historische Verein Landkreis Haßberge wurde am 22. Februar 2014
Pate der beiden Knetzberge


Bild: Die „local player“ des Historischen Vereins Landkreis Haßberge, Roland Spiegel und Günther Reiß (vl), mit einem GPS-Handgerät zur Lokalisierung der Raubgräberstellen.

Etwa 80 Interessierte hatten sich am Samstag, den 22. Februar, in der Gastwirtschaft Löbl in Eschenau eingefunden, als der Historische Verein Landkreis Haßberge mit Vertretern des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) und des Forstbetriebs Ebrach eine besondere Partnerschaft zum Schutz eines der wichtigsten Bodendenkmäler des Landkreises Haßberge bildeten. Bei diesem Projekt sollen die leider seit langem in den dortigen vorgeschichtlichen Wallanlagen stattfindenden Plünderungen durch Raubgräber erschwert werden.

Der Vorsitzende des Historischen Vereins Landkreis Haßberge begrüßte zu diesem Ereignis neben dem Leiter des Forstbetriebs Ebrach, Herrn Ulrich Mergner und der Revierleiterin Oberschwappach, Frau Ellen Koller, auch Dr. Ralph Obst vom BLfD, Bürgermeister Paulus, Kreisheimatpfleger Christian Blenk, Kreisarchivpfleger Bernd Reinhard, Dr. Erich Meidl, und nicht zuletzt die beiden Hobbyarchäologen des Historischen Vereins, Günther Reiß und Roland Spiegel, die durch ihr persönliches Engagement diese Patenschaft ermöglichen. Sie werden sich als ehrenamtliche Mitarbeiter um den Großen und Kleinen Knetzberg kümmern und schützen so unsere Geschichtlichen Spuren vor der Zerstörung.

Die Patenschaft erstreckt sich zunächst auf ein Jahr und beinhaltet aus gegebenem Anlass eine grundlegende Erfassung und Dokumentation von Raubgrabungsspuren und sonstiger Schäden. Dies erfolgt mit einem GPS-Handgerät und digitalen Geländekarten. Neben dieser Dokumentation der Plünderungen soll eine aktuelle Dokumentation der Siedlungsspuren in Angriff genommen werden. Um die Gäste für die Problematik der Bodendenkmäler zu sensibilisieren, beleuchteten drei Fachleute verschiedene Aspekte des Großen Knetzbergs, mit anschließender Exkursion. Eine weitere Veranstaltung zum Kleinen Knetzberg ist für den Herbst 2014 geplant.

Zuerst stimmte Laura Stocker, die sich in ihrer Masterarbeit mit dem Großen Knetzberg beschäftigt hatte, auf die die Geschichte des Großen Knetzbergs und die Thematik der Raubgräberei ein. Sie beschrieb die vorgeschichtliche Besiedlung des Großen Knetzbergs, die überwiegend aus der Mittleren und Späten Bronzezeit Spuren hinterließ und damit von ca. 1600 bis 800 v. Chr. nachgewiesen ist. Die zweite Hälfte dieses Zeitraums ist auch als Urnenfelderzeit bekannt, weil damals die Toten verbrannt und in Urnen bestattet wurden. 1930 wurde der Große Knetzberg erstmals als frühgeschichtliche Fundstelle kartiert und 1933 eine erste Grabung von Experten durchgeführt. 1965 folgte ein erster Wallschnitt im Zuge von Wegebauarbeiten im Norden des Plateaus, an dem der damalige Kreisheimatpfleger Paul Hinz beteiligt war. 1986 wurde ein weiterer Wallschnitt im Zuge einer Lehrgrabung des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte der Universität Würzburg durchgeführt. Aus dieser Grabung konnten wertvolle Hinweise auf die Besiedlungs- und Befestigungsgeschichte des Großen Knetzbergs gewonnen werden. Dann kam Frau Stocker auf die Raubgräber zu sprechen. Zwar haben in den 1970er und 1980er Jahren Sondengänger mehrere Depotfunde gemeldet und damit eine Notbergung von zwei Depots ermöglicht. Aber viele Depotfunde verschwanden für immer und auch die gemeldeten insgesamt sieben Depotfunde vom Großen Knetzberg haben Antworten auf viele Fragen unmöglich gemacht. Denn ein Fund allein gibt nicht alle Informationen über die historischen Hintergründe preis. Für die Sondengeher sind die nichtmetallischen Bestandteile wie Knochen, Zähne etc. meistens uninteressant. Diese werden weggeworfen. Auch die Art des Depots kann im Nachhinein nicht mehr rekonstruiert und der historische Hintergrund nicht mehr ermittelt werden, weil weder Fundort noch -lage genauer bekannt sind.

Auch Dr. Ralph Obst vom BLfD betonte die Bedeutung der Bodendenkmäler als Quellen unserer Geschichte. Diese werden unabsichtlich durch Baumaßnahmen, die Landwirtschaft und Waldwirtschaft und absichtlich durch Raubgräber gefährdet, die nur den eigenen Profit im Auge haben. Nicht hilfreich in Bezug auf Raubgrabungen ist die Gesetzeslage in Bayern. Denn in allen anderen Bundesländern gehen Bodenfunde in den Besitz des Staates über. Nur in Bayern erhalten der Finder und der Grundeigentümer je 50 % am Fundeigentum, womit wichtige Fundstücke verschwinden und dem Ort ihrer ursprünglichen Geschichte sowie einer strukturierten Auswertung entzogen werden. So ist es auch mit Funden von den Knetzbergen geschehen. Dr. Ralph Obst wies darauf hin, dass jeder beim Schutz unserer Bodendenkmäler mithelfen kann, wenn er als Spaziergänger, Pilzsucher, Wanderer Personen anspricht, die im Wald an entsprechenden Stellen graben. Denn nur mit einer Grabungserlaubnis des BLfD darf in Bodendenkmälern gegraben werden. Diese wird aber nur Fachleuten erteilt.

Abgerundet wurde die Vormittagsveranstaltung durch den Sprachwissenschaftler Joachim Andraschke, der eine namenkundliche Spurensuche der Orts- und Flurnamen Knetzgau und Knetzberg vollzog. Er leitete den Namen „Knetzberg“ vom altnordischen Wort „Knatti“ (= Felsspitze, Bergkuppe) her und hielt einen burgundischen Ursprung des Wortes für sehr wahrscheinlich. Quellen weisen den Kleinen Knetzberg als Standort einer Burg nach, woraus sich schließen lässt, dass er nicht nur in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war, sondern bis ins Spätmittelalter hinein Sitz einer Burg war.

Nach der Mittagspause folgte eine Führung auf den Großen Knetzberg, an der 50 Personen teilnahmen.

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